Viele denken, dass eine Zahnarztbehandlung oder eine Zahnspange in der Schwangerschaft nicht möglich ist. Doch das stimmt nicht. Der Zahnarzt kann die meisten Erkrankungen behandeln, ohne das ungeborene Baby oder die Schwangere zu gefährden. Aber was, wenn geröntgt werden muss? Und wie sieht es mit der Betäubung aus? Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um Schwangerschaft und Zahnbehandlung.
Unbedingt! Bleibt eine Karies in der Schwangerschaft unbehandelt, kann eine Entzündung des Zahnnervs auftreten, wenn sich die Karies ungehindert im Zahn ausbreitet. Grundsätzlich darf bei Schwangeren kein Amalgam als Füllungsmaterial verwendet werden. Bei größeren Füllungen oder komplizierten Restaurationen kann es sinnvoll sein, die definitive Versorgung erst nach der Geburt durchführen zu lassen. Bis dahin wird ein provisorisches Füllungsmaterial (Zement) genutzt oder ein entsprechendes Provisorium angefertigt.
Eine kieferorthopädische Behandlung ist auch während der Schwangerschaft grundsätzlich möglich. Da sich die Mundflora durch die hormonelle Umstellung ändert, kommt es allerdings häufiger zu Zahnfleischbluten, angeschwollenem Zahnfleisch oder sogar zu einer Schwangerschaftsgingivitis oder Parodontitis. Durch eine feste Zahnspange können sich die Beschwerden verstärken, da die Mundhygiene zusätzlich erschwert ist. Bei einer kieferorthopädischen Behandlung mit Alignern treten weniger Nebenwirkungen auf, da die Zahnpflege nicht beeinträchtigt ist. Die Aligner können außerdem zum Essen und im Falle von Schwangerschaftsübelkeit aus dem Mund genommen werden. Auf jeden Fall ist ein engmaschiges Intervall von Kontroll- und Prophylaxesitzungen sinnvoll, um rechtzeitig auf die veränderte Situation reagieren zu können.
Andererseits wird sogar diskutiert, ob eine Schwangerschaft die zur Zahnbewegung notwendigen Knochenumbauvorgänge durch die hormonelle Umstellung positiv beeinflusst und die Zahnbewegung beschleunigt. Wenn man mit mit dem Gedanken spielt, die Zeit der Schwangerschaft und die folgende Elternzeit für eine Zahnkorrektur zu nutzen, wird ein Beginn ab dem 4. Schwangerschaftsmonat empfohlen. Die in den ersten drei Monaten häufig auftretende Übelkeit erschwert die Eingewöhnungsphase mit der Zahnspange zusätzlich und der veränderte pH-Wert begünstigt kariöse Läsionen.
Gegen Zahnfleischbluten in der Schwangerschaft können neben der gründlichen häuslichen Zahnpflege, eine Behandlung mit Mundspülungen und eine Professionelle Zahnreinigung durchgeführt werden. Der beste Zeitpunkt hierfür ist das zweite Trimenon. Neueste Studien zeigen einen Zusammenhang von Vitamin C-Mangel und verstärktem Zahnfleischbluten während der Schwangerschaft. Deshalb wird die erhöhte Vitamin C-Zufuhr angeraten.
Idealerweise sollten Schwangere eine Professionelle Zahnreinigung ab der 13. Woche und von der 25.-35. Woche einplanen.
Eine unbehandelte Parodontitis kann das Risiko einer Frühgeburt erhöhen. Eine Zahnbehandlung gegen Parodontitis, bei der der Zahnarzt die Bereiche unterhalb des Zahnfleischrandes säubert, kann auch in der Schwangerschaft durchgeführt werden. Der beste Zeitpunkt hierfür ist das zweite Trimenon.
Ein Röntgenbild sollte in der Schwangerschaft nur gemacht werden, wenn es unausweichlich ist. Sollte der Zahnarzt ohne Röntgen keine notwendige Zahnbehandlung durchführen können, ist es gerechtfertigt. Hierbei sollte die Methode mit der geringsten Strahlenbelastung gewählt werden. Die Strahlenbelastung durch moderne digitale Röntgengeräte ist durch die exakte Positionierung und Dosierung allerdings sehr gering.
Auf eine lokale Betäubung und auf Schmerzmittel im Rahmen einer Zahnbehandlung sollten Sie auch als Schwangere nicht verzichten. Denn der Stress durch die Schmerzen ist für das Baby schädlicher als die Medikamente. Es gibt Medikamente, die für die Behandlung von Schwangeren zugelassen sind.
Die richtige Lage auf dem Zahnarztstuhl ist wichtig. Durch eine leicht nach links geneigte Lage lassen sich Komplikationen vermeiden. In Rückenlage kann es durch den Druck der Gebärmutter auf die darunterliegende Hohlvene zum sog. Vena-Cava-Syndrom kommen. Dadurch kann es zu Schwindel oder einem Kreislaufkollaps kommen.
Wenn eine Entzündung vorliegt und der Zahnarzt Antibiotika verschreibt, sollten sie auch eingenommen werden. Auch hier gilt: Die Entzündung ist für das Baby schädlicher als die Medikamente. Antibiotika aus der Gruppe der Tetracycline können die Zahn- und Knochenbildung stören und werden deshalb bei Schwangeren nicht mehr eingesetzt.
Fazit: Eine Zahnbehandlung oder kieferorthopädische Behandlung ist auch dann möglich, wenn man schwanger ist. Warum der Besuch beim Zahnarzt gerade in der Schwangerschaft so wichtig ist und was Sie sonst noch für gesunde Zähne in der Schwangerschaft tun können, erfahren Sie in unserem Zahn-Guide für Schwangere.
Quellen: