,„Wow, was für schöne, gerade Zähne!“ Tut gut, wenn man nach Abschluss seiner kieferorthopädischen Behandlung so ein Kompliment bekommt. Damit das Ergebnis auch erhalten bleibt, muss es aber entsprechend gesichert werden. Durch Haltespangen, Halteschienen oder sogenannte Retainer.
Zähne neigen leider dazu, sich nach einer aktiven kieferorthopädischen Korrektur wieder in ihre vorherige Position zurückzubewegen. Solch ein Rückfall (Rezidiv) kann in jedem Alter auftreten und ist ein ganz natürlicher Prozess. Er kann z. B. durch die Kräfte der parodontalen Fasern entstehen, welche die Zähne umgeben. So tendieren diese Fasern dazu, die Zähne nach der Korrektur wieder in ihre alte Position zurückzuziehen. Dies kann insbesondere dann passieren, wenn während der Behandlung viel Platz im Zahnbogen geschaffen werden musste oder Zähne stark gedreht wurden.
Aber auch wachstums-, entwicklungs- und altersbedingte Veränderungen des Gebisses können die Stabilität eines erzielten kieferorthopädischen Behandlungsergebnisses beeinträchtigen. Je stärker eine Fehlstellung vor der KFO-Therapie ausgeprägt war und je länger diese bestand, desto höher ist das Risiko, dass die Zähne sich wieder verschieben. Um einer Zahnverschiebung vorzubeugen, muss also zwingend eine Behandlungsnachsorge erfolgen – die sogenannte Retention mithilfe von Retainern.
Der Begriff „Retention“ ist vom lateinischen Wort retinire (zurückhalten) abgeleitet. In der Kieferorthopädie versteht man darunter das Stabilisieren, Absichern und Bewahren des erreichten Resultats nach der Behandlung mit einer Zahnspange oder Zahnschiene (Aligner). Über die Art und den Umfang der nach einer KFO-Behandlung erforderlichen Retentionsmaßnahmen entscheidet der Fachzahnarzt für Kieferorthopädie. Er verfügt über das entsprechende Wissen, die hierbei relevanten Faktoren zu bewerten und im Einklang mit den natürlichen Entwicklungsvorgängen das individuell passende Retentionsgerät zu finden.
Es gibt viele Arten von Retainern, Haltespangen oder Retentionsschienen. Sie sind entweder herausnehmbar oder hinter den Zähnen befestigt. Bei einer KFO-Behandlung mit einer losen Spange
kann diese nach Therapieende für eine gewisse Zeit zur Retention einfach weitergetragen werden. So festigen sich die Zähne in ihrer neuen Stellung. Ist dies erreicht, kann die Spange nach und nach „abgewöhnt“ werden.
Wurde eine feste Zahnspange mit Brackets getragen, wird häufig mit herausnehmbaren Retentionsspangen aus Kunststoff (Hawley-Retainer, Retentionsspangen) oder Schienen (Tiefziehschienen) gearbeitet. Es können aber auch Retentionsspangen aus Silikon oder Kautschuk (Positioner) zur Anwendung kommen. Mit Positionern können außerdem minimale Zahnkorrekturen zur Optimierung des Ergebnisses vorgenommen werden und der Biss stabilisiert werden.
Eine nachhaltige Möglichkeit zum Stabilisieren ist der festsitzende Kleberetainer, oft auch Lingualretainer genannt. Hierbei handelt es sich um einen dünnen Draht, der hinter die Frontzähne geklebt wird. Das geschieht in der Regel von Eckzahn zu Eckzahn im Ober- oder Unterkiefer oder in beiden Kiefern. Der große Vorteil der festsitzenden Retainer gegenüber herausnehmbaren Haltespangen oder Schienen ist, dass der Draht 24 Stunden im Mund ist und dadurch eine zuverlässige Dauerretention garantiert.
Viele Zahnärzte und Kieferorthopäden empfehlen gerade in der ersten Zeit nach der Beendigung der aktiven Zahnbewegung feste Retainerdrähte hinter den Frontzähnen und zusätzlich herausnehmbare Haltespangen, um eine optimale Stabilität zu gewährleisten.
Wie lange muss die Haltespange benutzt werden?
Definitiv gilt: je länger, desto besser. Eine Empfehlung für die Dauer der Retentionsphase könnte lauten, dass die Sicherung des erzielten Therapieergebnisses mindestens doppelt so lang sein sollte wie die aktive Behandlungszeit. Es gibt aber auch Fälle, in denen der Retainer lebenslang getragen werden muss, etwa wegen der Ausprägung und Dauer der Zahnfehlstellung oder parodontaler Schädigungen.
Was, wenn ich meinen Retainer nicht oft genug trage?
Ein herausnehmbarer Retainer erfordert eine gewisse Disziplin. Das gilt für Kinder, Jugendliche und selbstverständlich auch für Erwachsene. Denn nur, wer seine Nachtschiene so trägt, wie vom Kieferorthopäden vorgegeben, beugt aktiv einem Rückfall entgegen. Geschieht dies nicht, kann sich die Stellung der Zähne bereits binnen kürzester Zeit wieder verändern. Je nachdem, wie lange nicht gesichert wurde, muss dann entweder ein neuer Retainer angefertigt werden – oder sogar eine neue Behandlung begonnen werden. Wichtig ist zudem das regelmäßige Wahrnehmen von Nachsorgeterminen in der Praxis, bei denen der Kieferorthopäde neben der Stellung der Zähne auch den Sitz der Retainer prüfen kann.
Hilfe, der Retainer passt nicht mehr!
Passen die Retentionsspangen nicht mehr richtig? Oder hat sich der feste Retainer hinter den Frontzähnen abgelöst? Ist der Draht sogar gebrochen? Dann bitte schnellstmöglich die Praxis aufsuchen.
Und, last but not least: die Mundhygiene. Sie ist nicht nur während der aktiven Behandlung von großer Wichtigkeit, sondern auch während der Stabilisierungsphase. Herausnehmbaren Retentionsspangen oder Zahnschienen reinigt man vor und nach dem Einsetzen mit Zahnbürste und Zahncreme. Bei einem Kleberetainer hat sich neben dem gründlichen Zähneputzen (am besten mit einer elektrischen Zahnbürste) der vorsichtige Einsatz von Zahnseide über dem Retainer oder Interdentalbürsten bewährt.
Expertentipp: Mit an den Enden verstärkter Zahnseide kann man auch in die Zwischenräume unter dem Retainer gut einfädeln und gründlich die Zahnzwischenräume reinigen!
Quellen: